Wichtige Regeln für Leichte Sprache


Sätze und Wörter

Die Leichte Sprache besteht aus kurzen Sätzen. Jeder Satz sollte nur eine Aussage bzw. Information beinhalten. Das Besondere an Leichter Sprache ist, dass Sätze am Satzanfang auch mit Konjunktionen (Bindewörtern) beginnen dürfen, zum Beispiel: "Bitte rufen Sie mich an. Oder: Schreiben Sie mir." [1] 
Der Sprachwissenschaftler Alexander Lasch (2013) stellt in diesem Zusammenhang nach einer Untersuchung fest, dass Sätze in Leichter Sprache bei einer Länge von maximal acht Wörtern leicht verständlich sind. [2]

Bei der Wortwahl wird in der Leichten Sprache Wert darauf gelegt, bekannte und aussagekräftige Wörter zu verwenden. Fremdwörter oder Fachbegriffe sollen nicht zum Einsatz kommen. Ist dies nicht möglich, muss das Fremdwort – zum Beispiel "Inklusion" – ausreichend erläutert werden.

Es empfiehlt sich, für einen Begriff stets die gleichen Wörter zu verwenden. Synonyme gestalten den Text sprachlich zwar abwechslungsreicher, erschweren aber die Verständlichkeit.

Leichte Sprache verzichtet auf Abkürzungen. Eine Ausnahme bilden gängige Bezeichnungen wie Dr., WC, LKW oder ICE. Abkürzungen wie "z. B." oder "d. h."  werden ausgeschrieben. Leichte Sprache arbeitet mit ausdrucksstarken Verben (Verbalstil), um das Beschriebene besser zu veranschaulichen.

Grundsätzlich rät die Leichte Sprache zum Gebrauch eines positiven Sprachstils. Damit ist beispielsweise gemeint, dass Verneinungen nach Möglichkeit vermieden werden sollen. Zum Beispiel: "Peter ist gesund" statt "Peter ist nicht krank".

Von Redewendungen und bildlicher Sprache wie Metaphern wird in der Leichten Sprache abgeraten; z. B. ist das Wort "Rabeneltern" ein Ausdruck der bildhaften Sprache. Gemeint sind nicht die „Eltern von Raben“, sondern „schlechte Eltern“. Speziell bei Menschen mit Lernschwierigkeiten kann es hier zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen kommen. In diesem Fall ist der Ausdruck "schlechte Eltern" zu bevorzugen.

Kurze Wörter machen Leichte Sprache leicht verständlich, zum Beispiel "Bus" anstelle von "Omnibus". Ist das nicht möglich, werden längere Wörter durch einen Bindestrich getrennt, zum Beispiel "Binde-Strich".[3]  Der Einsatz von Bindestrichen zur Trennung von Komposita ist allerdings in Fachkreisen umstritten. Christiane Maaß (2014) von der Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim empfiehlt für derartige Trennungen den sogenannten Mediopunkt, also "Binde•strich". Auf diese Weise werden keine falschen Lernimpulse gesetzt und die Rechtschreibung des Deutschen bleibt außer durch die Verwendung eines zusätzlichen Zeichens (eben dem Mediopunkt) unverändert, da hinter dem Mediopunkt klein weitergeschrieben wird: zum Beispiel "Schlag•anfall" anstatt "Schlag-Anfall".[4]


Zahlen und Zeichen

In der Leichten Sprache werden Zahlen als arabische Ziffern geschrieben, auf römische Zahlen wird größtenteils verzichtet. Des Weiteren empfiehlt das Netzwerk Leichte Sprache, alte Jahreszahlen zu vermeiden und stattdessen mit Formulierungen wie "vor langer Zeit" oder "vor mehr als einhundert Jahren" zu beschreiben. Ferner sollten auch hohe Zahlen und Prozentangaben vermieden und stattdessen Vergleiche oder ungenaue Angaben benutzt werden. Zum Beispiel: "viele Menschen" statt "14.795 Menschen". In Situationen, in denen genauere Angaben zwingend notwendig sind, wird dazu geraten, beispielsweise statt "14.795 Menschen" die Angabe "fast 15-Tausend Menschen" zu verwenden.

Allgemein sollen in der Leichten Sprache Ziffern Wörtern bevorzugt werden, da sich Menschen Ziffern meistens leichter einprägen können.[5]


Texte

Leichte Sprache spricht Leserinnen und Leser immer persönlich an, damit auf diese Weise ein direkter Bezug zum Thema entsteht. Zum Beispiel: "Sie dürfen morgen wählen." statt "Morgen ist die Wahl."
Bei der Textgestaltung in Leichter Sprache verwendet man wie in der normalen Sprache die Anrede "Sie". Für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder sprachlichen Verständnisproblemen gelten die in der Gesellschaft anerkannten Höflichkeitsregeln. Deshalb sollen auch hier nur Kinder geduzt werden oder Personen, die der Autor, die Autorin persönlich gut kennt.

Texte, die in Leichte Sprache übersetzt werden, dürfen grundsätzlich von der Autorin oder dem Autor verändert werden. Inhalt und Sinn des Textes müssen aber mit dem Original übereinstimmen. Bei Quellenangaben oder Verweisen auf andere Texte empfiehlt es sich, den Verweis in den Fließtext einzubauen, zum Beispiel: "In Heft 3 steht mehr dazu." statt "(siehe: Heft 3)" [6]


Bilder

In der Leichten Sprache wird besonderer Wert auf den Einsatz von Bildern gelegt, da diese helfen, Texte und deren Sinn leichter zu erfassen bzw. zu verstehen. Dabei ist auf eine gute Bildqualität und einen guten Kontrast der Bilder zum übrigen Text zu achten. In der Leichten Sprache dürfen daher keine Hintergrundbilder eingesetzt werden. Generell wird in diesem Zusammenhang dazu geraten, Fotos oder einfache Illustrationen zu benutzen, die den Textinhalt unterstützen und veranschaulichen. [7]


Gestaltung und Layout

Bei der Leichten Sprache kommt es darauf an, ein möglichst einfaches Schriftbild zu verwenden. Serifenschrift-Arten wie Times New Roman, Garamond oder Century Schoolbook eignen sich nicht. Zu empfehlen sind Schriftarten wie Arial, Verdana oder Century Gothic.

Um die Lesbarkeit der Texte zu erhöhen, gilt in der Leichten Sprache generell eine größere Schrift als verpflichtend. Hier wird mindestens ein Schriftgrad von 14 Punkt und ein Zeilenabstand von mindestens 1,5 empfohlen.

Für Texte in Leichter Sprache ist eine linksbündige Ausrichtung des Textes zwingend vorgeschrieben. Auf Blocksatz sollte generell verzichtet werden. Wenn überhaupt, darf nur die Überschrift eines Textes zentriert werden.
Die Leichte Sprache schreibt außerdem vor, dass jeder Satz in einer neuen Zeile beginnt und Wörter am Zeilenende nicht getrennt werden.
Allgemein wird bei der Leichten Sprache darauf geachtet, Texte in kurzen, klar gegliederten Absätzen zu schreiben. Als Hervorhebungen sind bei der Leichten Sprache beispielsweise Aufzählungspunkte und Markierungen in fetter Schrift empfohlen. Weiterhin muss auf eine kontrastreiche Textgestaltung geachtet werden. [8]

 

Quelle:

1 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2013, S. 44-46.
 2 vgl. Lasch, A. 2013: " 'Leichte Sprache' — 10 Gestaltungshinweise", in: Alexander Lasch – Sprachpunkte: [http://alexanderlasch.wordpress.com/2013/02/03/leichte-sprache-10-gestaltungshinweise/] eingesehen am 1.10.2014.
 3 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2013, S. 22-33.
 4 vgl. Maaß, Ch. 2014: "Der Mediopunkt", in: Ch. Maaß, I. Rink & Ch. Zehrer: Leichte Sprache, Forschungsstelle Leichte Sprache, in: [http://www.uni-hildesheim.de/leichtesprache] eingesehen am 1.10.2014.
 5 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2013, S. 34-38.
 6 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2013, S. 47-51.
 7 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2013, S. 67-72.
 8 vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2013, S. 52-63: "Leichte Sprache: Ein Ratgeber". Berlin/Rostock.

Bild Hände greifen nach Buchstaben